Forschung in der Psychiatrie (Psychopharmaka)

Das erste Mal mit der Psychiatrie in Kontakt gekommen bin ich 1995, mit 25 Jahren. Ich erhielt die Diagnose „akute psychotische Episode“. Mir wurde von Ärzten mitgeteilt, dass ich, nur wenn ich Neuroleptika einnehme, einen weiteren Psychiatrieaufenthalt vermeiden könnte.

Als ich mich mit anderen Betroffenen austauschte, erfuhr ich, dass viele von ihnen, laufend Neuroleptika einnahmen, aber trotzdem immer wieder in die Psychiatrie mussten. Wegen der Nebenwirkungen der Neuroleptika, die mich sehr einschränkten, entschied ich mich dazu, keine Neuroleptika regelmäßig einzunehmen, sondern Ursachen und Auslöser  meiner Psychose zu suchen. Denn meiner Erfahrung nach kann die Einnahme von Neuroleptika zwar in gewissen Situationen unterstützend wirken, lindert dabei aber bestenfalls die Symptome und behebt keine Ursachen sowie diese auch keine Probleme löst.

Beim Suchen der Ursachen und Auslöser meiner Psychosen hatte ich kaum professionelle Unterstützung, weil kein Fachpersonal mir zutraute, auch einen Weg finden zu können, ohne medikamentöser Behandlung mit meiner Erkrankung umgehen zu lernen. Nach wie vor erlebe ich, dass auch andere Menschen in psychischen Krisen sofort Medikamente verschrieben bekommen und zur Vorsorge über lange Zeiträume, wenn nicht lebenslänglich einnehmen sollen. Wer nicht dazu bereit ist und gewisse Dosierungen einnimmt, gilt bei der GKK nicht als psychisch krank.

Die Wirkungen chemischer  Zusammensetzungen in Form von Psychopharmaka – will man meinen – könne gemessen und getestet sowie überprüft werden. Doch das stimmt nach meiner persönlichen Erfahrung nur bedingt. Die Psyche jedes Menschen ist nicht allein mit chemischen Substanzen zu steuern. Auch habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Wirkung der Psychopharmaka sich stark ändern kann. So reagiere ich zum Beispiel auf Neuroleptika im Allgemeinen schon in sehr geringen Dosierungen, dass wenn ich z.B. 2,5 mg Zyprexa abends eingenommen habe (Zyprexa nur ab 5 mg Tabletten in österreichischen Apotheken erhältlich), ich am nächsten Tag noch bis mittags sehr stark ermüdet war. War ich jedoch in einem Zustand, wo ich nicht einschlafen konnte, kam ich nicht mal mit der 4fachen Menge und zusätzlichem Schlafmittel zum Einschlafen.

All das findet heute bei der medizinischen Behandlung keine Berücksichtigung. Menschen bekommen Dosierungen entsprechend ihrer Körpergröße. Individuelle Reaktionen der PatientInnen werden einfach unter den Tisch gekehrt und vom Fachpersonal als Begleiterscheinungen des Krankheitsbildes abgetan. Dabei gehen wichtig Erfahrungen der betroffenen Menschen verloren.

Darum wünsche ich mir, dass die Wissenschaft erforscht:

  • welche Lösungswege Betroffene bereits gefunden haben ohne Psychopharmaka ihre Gesundheit zu fördern
  • individuelle Reaktionen der Menschen auf Psychopharmaka ernst genommen und berücksichtigt werden
  • Betroffene bei dieser wissenschaftlichen Arbeit gleichberechtigt mitarbeiten können

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