Diagnose und Gesellschaft – ein kurzes Interview

Diagnose und Gesellschaft?

Man sieht es ja nicht gleich und solange es niemand weiß, geht es ja. Wenn man sich aber komisch verhält, dann sieht es anders aus. Wenn man z.B. zugibt, Stimmen zu hören, glauben die anderen man sei nicht ganz dicht.

Und die Diagnose selbst?

Das Schlimmste an der Schizophrenie ist, wenn Realität und Traum verschwimmen. Alpträume werden wahr. Man glaubt Geschichten oder Filme wären echt. So erlebt man Horrorfilme z.B. auf der Straße noch einmal. Um in der Früh aufzustehen und meine Ängste zu überwinden, brauche ich manchmal 30 Minuten. Früher war das leichter. Schwierig ist auch die eigene Verwirrtheit. Sorgen entstehen, oft reicht schon ein Blick eines Anderen. War dieser Blick böse gemeint? Dann weiß ich nicht, was real ist und was nicht. Ich glaube ich habe mich von der Realität entfernt, weil ich sie nicht aushalte. Manchmal mache ich mir auch Sorgen, dass meine Gutmütigkeit ausgenutzt wird.

Wie geht es Ihnen mit Mitmenschen?
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STIMMEN hören zwischen SCHULD und WÜRDE von Monika Mikus

Was war in meinem Leben schief gegangen, als ich am 9. April 1999 plötzlich eine Vorladung zum Bezirksgericht zugestellt bekam?
Welcher Tat beschuldigte man mich?
Ich fühlte mich, abgesehen von einer Meinungsverschiedenheit mit meinen beiden Söhnen über einen
Großeinkauf in einem Papiergeschäft, froh und glücklich. Meine Lebenssituation war für einen Neuanfang nach den düsteren Monaten meiner Krebstherapie geradezu perfekt! Nur die Vorladung in meiner Hand
bewies mir schwarz auf weiß: „Irgendetwas stimmt hier nicht!“

Warum sollte ich mich für meinen „himmlischen“ Einkauf rechtfertigen? Er war zwar „höllisch“ hoch gewesen, aber ich hatte keine Schulden gemacht! Und die drei Sätze, die ich an diesem eigenartigen 1. April wahrgenommen hatte, kamen mir erst wieder in den Sinn, als ich ADONIS, ihren unsichtbaren „Flüsterer“, im Mai kennen lernte. weiterlesen →

Glücklich sein – auch wenn man sich einsam fühlt!

ich habe gelernt, glücklich und zufrieden zu leben, auch wenn man das ganze Leben nur enttäuscht worden ist – es ist nicht einfach – aber es geht.

Manchmal, wenn die Tage solang sind, dass man glaubt, es gibt kein Ende,

dann danke ich jemanden, der mir einen Moment Zeit schenkt und bin wieder glücklich und zufrieden, dass ich es erleben durfte – es gibt soviel, was ich nicht weiß, aber eines weiß ich ganz genau, ich habe zwei gesunde Hände, mit denen ich soviel Gutes für mich und auch andere machen kann.

Ich kann einen Armen die Hand reichen und ihm das Gefühl geben, nicht alleine zu sein, ich kann mir selbst was Gutes tun, indem ich mir was schmackhaftes koche oder auch meinen Hobbys nachgehen –

ich kann aber vor allem mit meinem Lächeln andere zum Lachen bringen! weiterlesen →

Forschung in der Psychiatrie (Psychopharmaka)

Das erste Mal mit der Psychiatrie in Kontakt gekommen bin ich 1995, mit 25 Jahren. Ich erhielt die Diagnose „akute psychotische Episode“. Mir wurde von Ärzten mitgeteilt, dass ich, nur wenn ich Neuroleptika einnehme, einen weiteren Psychiatrieaufenthalt vermeiden könnte.

Als ich mich mit anderen Betroffenen austauschte, erfuhr ich, dass viele von ihnen, laufend Neuroleptika einnahmen, aber trotzdem immer wieder in die Psychiatrie mussten. Wegen der Nebenwirkungen der Neuroleptika, die mich sehr einschränkten, entschied ich mich dazu, keine Neuroleptika regelmäßig einzunehmen, sondern Ursachen und Auslöser  meiner Psychose zu suchen. Denn meiner Erfahrung nach kann die Einnahme von Neuroleptika zwar in gewissen Situationen unterstützend wirken, lindert dabei aber bestenfalls die Symptome und behebt keine Ursachen sowie diese auch keine Probleme löst.

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Mein Leben und meine Stimmen

Ich habe zwei gewaltige psychische Krisen erlebt. Meine zweite wurde durch Mitgliedschaft in einer innerkirchlichen – damals noch – Sekte verursacht. Ich wurde zur Stimmenhörerin, ich hörte Gedanken, die nicht die meinen waren.

Man hatte dort meinen Hang zum Mystizismus, mein Zurückwollen in die magische Welt der Märchen weidlich ausgenutzt. Als ich Zuhause rund um den Aschermittwoch eine Vorstellung in mir hochkommen sah von Büchern die zu Asche werden, begann ich mich gegen alle Einflüsse zu wehren und schaffte es dann ein paar Monate später endlich wegzugehen.

Es folgte eine lange Zeit voller Ängste, Stimmen-/Gedankenhören und schlafloser Stunden in der Nacht in der ich nur mit größtem Pflichtbewusstsein meine Alltagsarbeit als Hausfrau und Mutter und Datatypistin erledigte.

Ich suchte mir auf vielen Seiten Hilfe: Akupressur, personenzentrierte Psychotherapie, Begleitung in der Gesellschaft gegen Sekten und Kultgefahren sowie im Institut für Erziehungshilfe.

Aber ein ganz wichtiger Durchbruch für mich war die Begegnung mit Monika Mikus.

Sie geht in die Frauenrunde der Piaristenpfarre und dort haben wir uns auch kennengelernt. Sie ging auf mich zu und überreichte mir ihre Geschenkpublikation und erzählte mir, dass sie Stimmenhörerin sei. Diese Begegnung erlebte ich als befreiend, während ihr erster Eindruck der war  –  v.a. weil ich danach (aus anderen Gründen) nicht mehr zur Frauenrunde kam – , dass sie mich verängstigt hätte.

Wir trafen uns dann zufällig wieder und sie lud mich zu sich ein. Wir saßen in einem ihrer Zimmer auf kleinen Lehnstühlen und sie erzählte von ihrer Stimme – Adonis – ganz unbeschwert, ganz alltäglich, und dass sie mit dieser Stimme geredet hätte und ihr geantwortet hätte, sie gefragt hätte. Ich hörte ihr mit offenem Mund zu und fühlte mich erleichtert: Man kann mit den Stimmen reden? Darf man denn das? Monika hat meine Stimmen entmystifiziert.

Stigma verfasst von Birgit

Vorurteile der Gesellschaft gegen Arme und psychisch Kranke

„Sie lügen, betrügen und stehlen,

sind ungepflegt, dreckig und stinken

schlicht sind faul.“

Dabei sind wir nicht anders als der Rest der Gesellschaft.

Die Gesellschaft ist uns gegenüber ungerecht.

Überall stößt man auf solche Vorurteile, wenn man sich outet.

Nützlich wäre eine Kampagne, dass Arme und psychisch Kranke so sind wie du und ich.

Das müsste in die Gesellschaft getragen werden,

so dass man akzeptiert und wie jeder andere respektiert wird.